Das Buch kommt tatsächlich so nüchtern daher wie es der Titel verspricht. Die schlichte schwarzweiße Aufmachung erinnert zunächst an ein medizinisches Fachbuch oder eher noch an eine technische Dokumentation, eine Gebrauchsanweisung fast, aber all das trifft nur auf den ersten Blick zu. Die schlichte Schönheit der einfachen und aussagekräftigen Zeichnungen gibt sich erst auf den zweiten Blick zu erkennen und lässt einen spüren, dass dahinter ein sachkundiges, aber auch wachsames und liebevolles Verhältnis zum Körper liegt. Ein Buch, das zum Nachbewegen und Nachtasten anregt, und wer einmal einen Moment lang bewusst den Bewegungen einer Hand zugeschaut hat, wird erkennen, wie fein und akkurat das mechanische Spiel von Muskeln und Knochen sein muss! Blandine Calais-Germain ist Physiotherapeutin und somit von Berufs wegen mit der Funktion des Bewegungsapparates vertraut. Sie ist aber auch Tänzerin und auf diese Weise verfügt sie über eine Körperbeherrschung, die weit über das Verständnis anatomischer Funktionen hinaus geht. Und das zeigt sich auch in diesem Buch. Ohne auf die medizinische Nomenklatur zu verzichten, erklärt sie anhand der unzähligen Zeichnungen komplizierte Bewegungsabläufe, spricht von Optimierung und Wirkungsgrad und weist auf falsche Gewohnheiten hin. Hier nützt alle Theorie wenig, hier profitiert Calais-Germain -- und mit ihr der Leser -- von der langen Erfahrung bei der künstlerischen Körperausbildung. Es ist schwer zu sagen, an wen sich das Buch wirklich wendet. Mediziner werden zeitlebens etwas darin finden, Sportler, Tänzer und Schauspieler sowieso, aber angesichts der Tatsache, dass gerade der Bewegungsapparat so anfällig ist gegenüber den Zivilisationskrankheiten, könnte dieses Buch tatsächlich eine Gebrauchsanweisung für all diejenigen sein, die sich dieses biologischen Wunderwerkes bewusst sind und pfleglich damit umzugehen wissen. --J. Schüring Quelle:
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