Von Georges Perec gibt es einen Roman namens Anton Voyls Fortgang, in dem kein einziges „e“ vorkommt. Das Werk ist ein Klassiker der Weltliteratur nicht nur wegen des ebenso kleinen wie hübschen -- und in seinen Auswirkungen überaus komplexen -- stilistischen Einfalls, sondern auch wegen des hohen Grads an Originalität und Witz. Inzwischen gibt es als Kontrapunkt ein Buch, dass Perecs „e“-loser Geschichte an Originalität und Witz kaum nachsteht und auf dem besten Wege ist, selbst ein kleiner Klassiker zu werden -- und darüber hinaus vielleicht das Werk mit der größten „e“-Dichte pro Seite überhaupt ist: Philip Ardaghs Unliebsame Überraschungen. Schuld an der Vokalflut sind Schottland und Eddie Dickens. Denn Eddie hat sich, auch nach Abschluss von Ardaghs Dickens-Trilogie (Schlimmes Ende, Furcht erregende Darbietungen, Schlechte Nachrichten), zur Freude der Leser wieder auf die Reise begeben. Diesmal führt ihn der Weg zum Familiensitz der Noch Wahnsinnigeren Tante Maud, die früher als Manisch Mürbe Maud MacMuckle mit Großgut Gut Großengut in Schottland verknüpft war. Das Haus steht zum Verkauf, den Eddie abwickeln soll. Natürlich trifft er dabei wieder auf allerlei merkwürdige Gestalten, darunter auch Königin Victoria und ihre Jagdgesellschaft. Und eben auch der besonders skurriler Familienstamm der McFeeeeeeees, der sofort hört, wenn man seinen Namen statt mit acht „e“ mit neun oder sieben spricht ... Apropos hören: Natürlich wurde auch Unliebsame Überraschungen wieder kongenial von Harry Rowohlt ins Deutsche übertragen. Und bei dem hört man die schnoddrige, von Whiskey geprägte Stimme inzwischen ja sogar schon beim Lesen seiner Übersetzungen mit. Besonders gilt das für jene Passagen, in denen es darum geht, an sich schon radebrechende Gedichte mit Wörtern wie „Wetterbericht“ („Ich Wetterbericht sich gleich den Hals“) oder Toast („Wenn Ostwind durch das Hochland Toast“) noch raderzubrechen. So wird auch die deutsche Version von Unliebsame Überraschungen wieder zu einer überaus amüsanten, liebsamen Lektüreüberraschung. Sehr empfehlenswert. --Stefan Kellerer Quelle:
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