Welches Geheimnis umgibt diesen Mann, der nach zwei Jahren Straflager entlassen werden soll -- und dessen Wissen die russische Administration erzittern lässt? Der mysteriöse Pawel Dmitrijewitsch Sauljak war einst Informant und enger Vertrauter des einflussreichen KGB-Generals Bulatnikow, der nach dem Oktoberputsch 1993 unter nie geklärten Umständen ums Leben kam. Sauljak, dem trotz starken Verdachts nichts nachzuweisen war, wanderte nach alter russischer Sitte trotzdem in den Gulag. Nun steht das Land kurz vor den Präsidentschaftswahlen und am Gefängnistor warten auf den Geheimnisträger Sauljak mehr Feinde denn Freunde. Mitten hinein in den trostlosen Winter eines darbenden, "im Aufbau befindlichen" Russlands, führt uns Alexandra Marininas fünfter Fall mit ihrer schon vertrauten Protagonistin, Majorin Anastasija (den Nachnamen schenken sich kluge Leser seit langem großzügig). Nastja, die mit ihrem frisch gebackenen Ehemann eine eiskalte Wohnung auf engstem Raum teilt und schon seit Monaten auf ihr Gehalt wartet, bekommt den wenig attraktiven Auftrag, den hoch gefährdeten Sauljak aus seiner Strafkolonie in Samara abzuholen und unter Geleitschutz unbeschadet nach Moskau zu überführen. Mitten im Krieg gegen Tschetschenien führt die Reise der beiden tief ins Herz der Finsternis Russlands. Leider nicht in Sauljaks, der als wenig mitteilsamer Mitfahrer unserer heldenhaften Polizistin immer unheimlicher wird. Der Horror nimmt zu. In Moskau kommen inzwischen fast sämtliche Mitarbeiter eines Präsidentschaftskandidaten myteriöserweise zu Tode. Darüber hinaus fühlt ein selbsternannter Henker seine Stunde der Abrechnung gekommen. Was weiß Sauljak? In breiter, unaufgeregter russischer Erzähltradition, transportiert Alexandra Marinina hinter ihrem Kriminalfall den Ist-Zustand ihres Heimatlandes, eine russische Seelenlandschaft, noch immer bevölkert von Apparatschiks und deren Grundnahrungsmittel -- der Konspiration. Mit Spannung warten wir auf Anastasijas nächsten Fall. --Ravi Unger Quelle:
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