Kein zweiter deutscher Maler hat die unüberwindliche Kluft zwischen Mensch und Natur derart melancholisch und zugleich dramatisch zum Ausdruck gebracht wie Caspar David Friedrich. So wirkt sein "Mönch am Meer" (1808/09) vor der göttlich-düsteren Erhabenheit des übermächtigen Himmels unendlich verloren. Und auf den berühmten "Kreidefelsen auf Rügen" (1818) torkeln die Figuren haltlos vor der imposanten Steilküstenlandschaft. "Nichts kann trauriger und unbehaglicher sein", bemerkten bereits Clemens Brentano und Achim von Arnim, "als diese Stellung in der Welt". Der schmerzvollen "Uferlosigkeit" (Brentano) bei Friedrich schenkt Raffaella Russo in ihrer Einführung zu Leben und Werk des deutschen Romantikers leider kaum Beachtung -- selbst ein politisches Katastrophenbild wie "Das Eismeer" von 1824, das bezeichnenderweise auch unter dem Titel "Die gescheiterte Hoffnung" firmiert, erscheint hier nicht zuletzt als ein Zeichen von "Hoffnung und Neubeginn". Auch die Verweise auf den historischen Kontext sind nicht immer hilfreich. Und im Kapitel über die Nachwirkung des Künstlers im 20. Jahrhundert hätte man sich statt der spekulativen Bezüge zu Mark Rothko und Jackson Pollock (!) zumindest eine Abbildung von Lyonel Feiningers Gemälde "Wolken über Meer II" von 1923 gewünscht. Trotzdem gibt es bei Russo manch Wissenswertes über Friedrich und seine christliche Symbolik zu erfahren. Und auch die reiche Bebilderung gibt einen guten ersten Eindruck von der Vielfalt seines Werks. Angesichts einer Ausstellung Friedrichs konstatierte Heinrich von Kleist seinerseits erschüttert, dem Betrachter müsse es erscheinen, als seien ihm "die Augenlider weggeschnitten". Dieser Aspekt einer ebenso traurigen wie grausamen Schönheit der Gemälde des Romantikers scheint in Russos Monographie zumindest durch. --Thomas Köster Quelle:
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