Der amerikanische Botschafter in Frankreich wird mit brutalsten Mitteln aus einem Pariser Edelbordell entführt. Verantwortlich zeichnet die Gruppe Nada, eine Hand voll nicht mehr ganz junger Anarchisten und Kommunisten. Auf der Gegenseite steht der skrupellose Kommissar Goémond, der vom Außenminister persönlich beauftragt wird, die Geiselnehmer ausfindig zu machen -- um jeden Preis. Nada ist erstmals 1972 innerhalb der hochkarätigen französischen Krimireihe Série Noire erschienen und gilt bis heute als unübertroffenes Meisterstück des harten, schwarzen Kriminalromans. Selbst seine eigenen morbid-sarkastischen Thriller Volles Leichenhaus und Blutprinzessin verblassen im Vergleich. Manchettes Erzählhaltung bleibt während des ganzen Romans rein deskrptiv, keiner seiner Protagonisten wird zur Identifikation angeboten. Trotzdem ist es fast unmöglich, sich nicht bereits während der Vobereitungen der Entführung auf die Seite der politischen Gewalttäter zu schlagen, handelt es sich bei ihnen doch ausnahmslos um gebrochene Menschen, die an den gesellschaftlichen Verhältnissen kaputt gegangen sind. Manchette bietet allerdings auch keine einfachen Lösungen an: Der verbissene Kommissar und der übellaunige Büroleiter des Außenministers, um nur zwei Figuren zu nennen, können sich ebenso wenig den Zwängen ihrer Vergangenheit entziehen wie die Geiselnehmer. Mit Nada hat der Distel Literaturverlag genau die Hälfte der zehn Krimis von Jean-Patrick Manchette auf deutsch vorgelegt. Wer schon immer einmal wissen wollte, weshalb dieser Mann von Kritikern und Lesern in so seltener Einmütigkeit gefeiert wird, sollte dieses Buch lesen: Die Leitfigur des französischen Kriminalromans in Höchstform! --Hannes Riffel Quelle:
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