8. November 1939. Die Uhr zeigt exakt 21.20, als im Münchner Bürgerbräukeller die Hölle losbricht. Sieben Menschen werden zerfetzt oder von herbabstürzenden Trümmern erschlagen, sechzig weitere wälzen sich in ihrem Blut. An diesem Tag wird der Vorsehungsmythos geboren. Denn der "Führer", dem die Bombe galt, hatte den Saal vorzeitig verlassen. Etwa zur selben Zeit wird ein unscheinbarer Mann gestellt, der illegal über die grüne Grenze in die Schweiz fliehen will. Es ist der Kunstschreiner Georg Elser aus der Ostalb, Der einsame Attentäter. Der Mann, der Hitler töten wollte. Gestützt auf Zeitzeugenberichte und Vernehmungsprotokolle des kurz vor Kriegsende im KZ Dachau liquidierten persönlichen "Schutzhäftlings" Himmlers, der notfalls gewaltsam zum Kronzeugen in einem auf den "Endsieg" verschobenen Schauprozess gegen den als Drahtzieher auserkorenen britischen Geheimdienst präpariert werden sollte, zeichnet Helmut Ortner in seinem spannungsgeladenen Dokudrama das Porträt einer der wohl anrührendsten Gestalten des NS-Widerstandes. Wer war dieser sonderbare Einzelgänger wirklich, der trotz apolitischer Geisteshaltung intuitiv einen derartigen Widerwillen gegen den Nationalsozialismus entwickelte, dass ihm die Beseitigung der Führungsclique -- Elsers Anschlag galt neben Hitler auch Göring und Goebbels -- zur fixen Idee wurde, die er minuziös plante und zielstrebig verfolgte? Für Ortner besteht das eigentliche Drama darin, dass dieser "Mann mit Eigensinn, Gerechtigkeitsgefühl und Mut in einem Ozean von Feigheit" so "schockierend unbekannt" geblieben ist. Schuld gibt er der Historikerzunft, die ihn offenbar kaum anders einschätzte als seinerzeit die Gestapo, für die ein individueller Täter entweder gekauft oder verrückt sein musste. Elsers Anschlag war bereits das 29. Attentat auf Hitler bis dato. Zu wünschen wäre in der Tat, dass auch die übrigen Widerständler endlich aus ihrem unverdienten Schattendasein neben dem 20. Juli 1944 befreit werden. --Roland Detsch Quelle:
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