In nunmehr vierter Auflage bringt der Junius Verlag die bewährte Wittgenstein-Einführung von Chris Bezzel heraus. Was an diesem Buch auch nach über zehn Jahren noch besticht, ist die Konsequenz, mit der der Autor die Originalität und die jede akademische Distinktion sprengende Kraft von Wittgensteins Denken in den Vordergrund seiner Einführung stellt. Bezzels Grundthese, nämlich dass Wittgenstein "die Philosophie in eine kulturtheoretisch-ethnologisch ausgerichtete philosophische Semiotik überführt hat", kann nach wie vor Interesse beanspruchen, da auch 50 Jahre nach Wittgensteins Tod noch gilt, dass sich der akademische Mainstream der radikalen Herausforderung durch seine Philosophie nicht ausreichend gestellt hat. Der von Wittgenstein geprägte Begriff des "Sprachspiels" bildet nicht zufälligerweise den Ausgangspunkt dieser Einführung. Dieser in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangene Begriff, dem aufgrund seiner Offenheit längst der Beigeschmack der Beliebigkeit anhaftet, eignet sich nämlich deshalb besonders für Bezzels kulturalistisch-semiotische Zugangsweise, weil er auf diese Weise klären kann, welchen neuartigen Begriff von Bedeutung und Sprache Wittgenstein vermitteln will. Dass es dem Linguisten Bezzel nebenbei gelingt, die Bedeutung von Wittgensteins Sprachphilosophie für die Sprachwissenschaft zu verdeutlichen, ist eine Besonderheit dieser Einführung, durch die sie sich von der üblichen routinierten Eintönigkeit dieser Gattung auf ungewöhnliche Weise unterscheidet, vor allem wenn man die Reichweite dieser Einsicht bedenkt. Obwohl es inzwischen zahlreiche gute Alternativen auf dem Buchmarkt gibt, ist die Neuauflage von Bezzels Einführung durch den Junius Verlag daher zu begrüßen. --Jens Kertscher Quelle:
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