Was sie nicht umbringt... macht Eva Wylie noch härter, als sie bereits ist. Und das ist nicht leicht, denn Eva hat bereits Granitniveau erreicht. Wer wie sie auf der Straße aufgewachsen ist, auf einem Schrottplatz haust und sich als Catcherin den Titel "Londoner Killerqueen" erkämpft hat, kann sich keine Schwäche leisten. "Nettigkeit ist was für den Arsch. Mehr ist Nettsein nicht wert", ist Evas Motto. Denn kaum ist sie mal nett zu jemandem, hat sie bereits Ärger an der Hacke: Bei einem Job als Aufpasserin in Bermuda Smiths Nightclub rettet sie die bildhübsche, drogensüchtige Sängerin Goldie vor einer Polizeirazzia. Und gerät damit versehentlich ins Schussfeuer zweier rivalisierender Banden im Londoner Untergrund. Wer von der Eva-Wylie-Trilogie (auf Teil eins, Was sie nicht umbringt..., folgten Schwesternkrieg und Blüten für Mama) gepflegte, britische Frauenkrimi-Unterhaltung erwartet, wird enttäuscht sein. Autorin Liza Cody -- das Schriftsteller-Pseudonym der Londoner Künstlerin Liza Nassim -- bricht mit sämtlichen Regeln des Genres, und damit mit ihrer eigenen Vergangenheit. Denn ihre größten Erfolge hatte Cody in den 80er-Jahren mit Anna Lee, einer smarten, "middle class"-Seriendetektivin (die pikanterweise in den Wylie-Romanen ab und an kurz auftauchen darf). Die kantige Catcherin Eva Wylie ist die verkörperte Verneinung der Anna Lee: weder klug noch schön, weder angepasst noch beliebt. Ihre Sprache ist die der Gosse, spröde, ruppig, rotzig. Satt die klassische "Wer-war's"-Frage zu beantworten, will sich Wylie nur durchwursteln, ohne mehr Narben als nötig davon zu tragen. Doch wo Krimis wie die um Anna Lee im besten Falle unterhalten, berührt Anti-Heldin Eva die Herzen der Leser. Und das ist ungleich mehr. --Beate Strobel Quelle:
|