Der Vater von Navas Romanhelden Henry Rios war ein streitsüchtiger Alkoholiker, seine Mutter starb kurz nach dem Tod des Vaters. Der Kontakt zu seiner Schwester ist abgebrochen. Doch dann erreicht ihn der überraschende Anruf seiner Schwester Elena. Der Mann einer früheren Freundin ihrer Mutter ist in Los Robles, dem Geburtsort von Henry und Elena, der Kinderschändung angeklagt und soll einen Kinderporno-Händler ermordet haben. Michael Nava gräbt tief in der Welt der Verurteilung von Menschen durch die Medien und der schnelllebigen, leicht zu beeinflussenden öffentlichen Meinung. Auch für die Polizei in Los Robles ist der Fall klar. Henry kämpft gegen Windmühlen. Einzige moralische Unterstützung erfährt er durch seinen geliebten Josh. Tiefgründig sind Henry Rios' Gespräche mit seinem Mandanten und Angeklagten, Paul Windsor. Der Autor zeichnet ein amerikanisches Familiendrama: unerfüllte Sexualität, der missglückte Versuch, Kinder zu bekommen und der Kampf zwischen zwei Brüdern um Geld, Anerkennung und Macht in einem kleinen Familienunternehmen. Paul Windsor suchte sich eine Welt der Ersatzbefriedigung, in der auch Kinder gekauft werden können. Henry Rios sucht nicht nur einen Mörder, sondern auch die Moral in einer selbstsüchtigen Gesellschaft. Während den Ermittlungen findet Rios den Kontakt zu seiner Schwester wieder. Sie war Nonne, verließ den Orden und lebt heute mit ihrer Geliebten zusammen. Unterdessen bricht bei seinem HIV-positiven Lebenspartner Josh Aids aus. Erste Klinikbesuche stehen an. Welchen Pullover soll man da anziehen? Stadt der Ehre ist nicht nur Krimigenre. Der Roman setzt auch die Tradition der Kleinstadtromane der US-amerikanischen Literatur fort. Thorton Wilders Unsere kleine Stadt, F. Scott Fitzgeralds Erzählungen und postmoderne Prosa haben bei Michael Nava deutliche Spuren hinterlassen. --Martin Kilgus Quelle:
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