Die meisten Reiseführer werden von Autoren verfasst, die mit dem Auto oder zu Fuß durch die zu beschreibende Region reisen. Dem renommierten englischen Reisejournalisten Christopher Baker erschien diese Variante eindeutig zu langweilig und wählte für sein Kuba-Projekt als Transportmittel demzufolge ein Motorrad. Um genau zu sein, war es eine 1.000er BMW, die ihn auf seiner mehr als 11.000 Kilometer langen Tour durch sämtliche Provinzen von Havanna bis Santiago de Cuba trug. "Kuba mit dem Motorrad zu bereisen macht Sinn", schreibt Baker in seinem Buch Mi Moto Fidel, um dann im Folgenden eine Hand voll guter Argumente folgen zu lassen. Als wichtiger Aspekt wird der größere Sexappeal erwähnt, den männliche Biker nach Ansicht des Autors definitiv ausstrahlen. Auf ihn scheint das zuzutreffen, denn im Laufe der Reise werden immer wieder auch sehr enge Bekanntschaften mit kubanischen Frauen beschrieben, mit der eine der herausragendsten Eigenschaften der Insel illustriert werden soll, nämlich ihre Erotik. Interessant erscheint im Übrigen der Kommentar im Abspann, in dem sich Baker explizit nicht für seine sexuelle Freizügigkeit entschuldigt. Ein anderer wichtiger Grund für das Motorrad stellt die Parallele zu Che Guevara dar, der sich Anfang der 50er-Jahre ebenfalls mit dem Zweirad aufmachte, um die wahre Seele der Länder zu entdecken. Che Guevaras politische Ansichten -- und infolgedessen auch die von Fidel Castro und Konsorten -- spielen denn auch eine allgegenwärtige Rolle in dem Reisebuch. Anhand unterschiedlichster Begegnungen -- vom Taxifahrer und der Cabarettänzerin bis hin zum Dollar-verwöhnten Neureichen -- wird denn auch jede Menge Lob und Kritik am politischen System ausgeteilt. Alles in allem ein ungewöhnlicher und lesenswerter Länderbericht. --Bernhard Öttl Quelle:
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