Es ist verhext: bei vielen Bildern gleitet der Blick hin und zurück, rauf und runter, und erst dann, ganz plötzlich sieht man das, was man eigentlich suchte: eine Eule, ein Reh, einen Löwen, eine Gottesanbeterin oder einen Salamander. Suchbilder von aller höchster Qualität die eines gemeinsam haben: bravourös zeigen sie die ‚Kunst der tierischen Tarnung’ Art Wolfe, er ist unbestritten einer der ganz großen Fotografen, mit ‚kleinen Kunstwerken’ oder ‚Gemälden’ werden seine Bilder verglichen. Aber, dass da weitaus mehr sein muss als professionelles Können, das zeigen diese 102 großformatigen Farbfotos aus aller Welt: Begeisterung, Spaß am Überlebensspiel der Tiere, Sinn für die intelligenten ‚Hochstapler’ und ihre raffinierten Mittel, sich unsichtbar zu machen. Drei ‚fotografische Praktiken’, so schreibt Wolfe im Vorwort, habe er benutzt: die Tiefenschärfe habe er ausgedehnt, alles auf dem Bild ist gleich scharf, nichts hat Priorität. Das Tier, das sich in allen Bildern versteckt, ist irgendwo am Rand, der Seite oder in der Ecke placiert, also eigentlich nicht dort, wohin das Auge gewohnheitsmäßig zuerst schaut, nämlich in der Mitte. Und letztlich: gekonnt wird das Auge vom gesuchten Tier abgelenkt, indem die Umgebung größer oder heller ist als das Tier selbst. Wolfe spielt meisterhaft mit Schatten, Farben, Sonne und Lichteffekten. Ein „interaktives“ Buch, sicher auch für Kinder. Da ist der südamerikanische Laubfrosch, dessen Rückenfärbung sich den Braun-, Grün- und Gelbtönen, die die Flechten unter ihm zeigen, angepasst hat. Phänomenal, „evolutionärer Scharfsinn“, ein „Trugspiel“, das ‚mit über Leben und Tod entscheidet’. Insekten sind wahre Meister in der Überlebens- Verwandlung, so wie jene afrikanische Heuschrecke, die ruhig auf sandigem Untergrund sitzt, niemand sieht sie, sie erweckt den Eindruck „gar nicht da zu sein.“ Das Foto hat den absoluten Vortritt, klare Sache, aber, wie er es stets macht, präsentiert Wolfe am Ende des Buche noch einmal alle Tiere mit kleinem Infozettel sozusagen, wo, was für ein Tier, wie und unter welchen Bedingungen aufgenommen. So kann fantastischer Eindruck sachlich untermauert werden. „Bekannte Motive aus einer neuen, originellen Perspektive zu zeigen”, das war Wolfes Anliegen, sich die Resultate seiner Arbeit anzuschauen ist ein wahrer Genuß! --Barbara Wegmann Quelle:
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