Thomas Bernhard gehört zu den Autoren, deren Sprache auflebt, wenn sie von guten Schauspielern interpretiert wird. Nicht zuletzt deshalb hat der Ăsterreicher -- "einer der streitbarsten, umstrittensten und bedeutendsten Schriftsteller deutscher Sprache" -- seine gröĂten Erfolge im Theater gefeiert. Und Ulrich Matthes ist ohnehin einer der besten Sprecher und setzt in der Bernhard'schen Sprachlandschaft, die einem auf den Buchseiten oft etwas monoton und wĂŒst erscheint, genau die richtigen Akzente. Das Besondere an dieser Aufnahme von Kalkwerk ist aber, dass es sich -- dem Deutschlandradio Berlin sei Dank dafĂŒr -- um eine "inszenierte Lesung" handelt. Was mit Kopfhörern besonders eindrucksvoll wirkt, denn die Stimme des Schauspielers spricht aus unterschiedlichen Richtungen. Wechselnde Tonlagen und verschiedene KlangatmoshĂ€ren verstĂ€rken den Effekt, der Text und Vortrag noch interessanter macht. DarĂŒber hinaus gewĂ€hrt Das Kalkwerk einen reprĂ€sentativen Blick ins dĂŒstere Bernhard'sche Universum, weil hier viele seiner Motive versammelt sind: Die BeschĂ€ftigung mit einem groĂen Geistestwerk (wie in Beton), das doch nie fertig wird; die Peinigung der Familienangehörigen mit dieser Obsession (wie beim Theatermacher); und schlieĂlich auch die verhĂ€ngnisvolle Wirkung eines GebĂ€udes (wie in der Auslöschung). Und schlieĂlich -- wie könnte es anders sein -- endet alles in Agonie und tödlichem Chaos. --Christian Stahl Spieldauer: ca. 90 Minuten, 2 CDs, inszenierte Lesung. Quelle:
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