Mitte des 19. Jahrhunderts ließ der Gold- und Silberrausch der Siedler und Abenteurer die Städte des amerikanischen Westens quasi täglich explodieren. Mit den Hoffnungen auf schnellen Reichtum verschwanden auch die Schürfer wieder, fast ebenso plötzlich, wie sie gekommen waren. Zurück blieben ihre hölzern schiefen Häuser, Autos und Alltagsdinge. Tatsächlich stehen die Mühle-Spiele, verrosteten Bügeleisen, zerfledderten Schulbücher, Roulette-Jetons und staubigen Flaschen in Geisterstädte so auf den Tischen und Anrichten der Spielhöllen, Schulräume, Bars und Wohnhäuser, als hätten die Bewohner von Bodie (Kalifornien), Gold Point (Nevada) oder St. Elmo (Colorado) sie nur kurz zurückgelassen. Oder als kämen jede Nacht Punkt zwölf die Geister der Bergarbeiter, Barmädchen oder Hoteliers zurück, um sich wieder in Vergnügungen und Arbeit zu ergehen. Dies alles hat der Fotograf Bertold Steinhilber in herrlich ausgeleuchteten Nachtaufnahmen zu einer Kulisse erstorbener Hoffnungen und Träume inszeniert. Und der deutsche Spezialist für die unendliche Weite Amerikas, der Regisseur Wim Wenders, hat einen klugen Essay dazu verfasst. So ist Geisterstädte ein gespenstisch eindrucksvolles Buch geworden, auf dessen Bildern zwar nicht die ausgetrockneten Büsche durch die ausgestorbenen Staubwege treiben wie im Westernfilm, wohl aber eine gruselig-surreale Atmosphäre über jedes der großartigen Fotos weht. --Stefan Kellerer Quelle:
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