Auf die Perspektive kommt es an. Gerhard Launers Bildband Deutschland von oben. Tag fĂŒr Tag sieht man zwar auf den ersten Blick sein nicht ganz unerhebliches Gewicht an, nicht aber, dass die SeitenrĂ€nder im geschlossenen Zustand schemenhaft ein Deutschlandbild darstellen. Dieses Griffmarken-Bild wird erst dann sichtbar, wenn man das Buch leicht schrĂ€g hĂ€lt. Deutlich mehr ungewohnte Perspektiven warten schlieĂlich im Buchinneren, nĂ€mlich exakt 366. FĂŒr jeden Tag, inklusive 29. Februar, hat der Pilot und Fotograf Gerhard Launer ein passendes Bild aus seinem rund 100.000 Luftaufnahmen umfassenden Archiv ausgewĂ€hlt. Wer nun denkt, die Idee mit den Bildern aus der Vogelperspektive sei Yann Arthus-Bertrand, Bernhard Edmaier und Daniel Philippe einfach nur nachgemacht, der irrt. Denn Launer praktiziert diese Techniken seit ĂŒber 25 Jahren. Sein Vorteil: Durch die Tatsache, dass er persönlich die Cessna fliegt, kann er fĂŒr spezielle Effekte auch in ganz besondere Stellungen fliegen. Und so kommen dann auch ganz aufregende Bilder zu Stande wie etwa die Dampfwolken aus dem Kernkraftwerk Gundremmingen, die Hafenanlage von Bremerhaven und das Sandwatt Gelbsand in der Deutschen Bucht. Auch wenn es unerheblich ist, ob die im Buch am 17. Juni dargestellte Aufnahme tatsĂ€chlich an einem 17. Juni fotografiert wurde: Wichtig ist, sie könnte. Und so fĂŒhren die Bilder, denen man teilweise ihre Jahre schon etwas ansieht, durch das ganze Jahr und zeigen dem Leser anhand der Jahreszeiten das wandelnde Gesicht Deutschlands von Januar bis Dezember. Ăbrigens ist jeder Fotografie ein kurzer Infotext beigefĂŒgt, der historische, architektonische oder geologische HintergrĂŒnde schildert. Und dann dienen jeweils sieben freie Zeilen als Raum fĂŒr persönliche Aufzeichnungen, womit das Buch tatsĂ€chlich als Tagebuch verwendet werden kann. Da keine Wochentage angezeigt werden, ist man auch nicht auf ein bestimmtes Jahr beschrĂ€nkt. Etwas beschrĂ€nkt erscheint hingegen die geografische Verteilung der Bildmotive fĂŒr die Wintermonate Dezember bis Februar, die stark bayernlastig ausfĂ€llt. Wahrscheinlich nahm sich Launer und sein schreibender Kollege Rainer Greubel die Statistik zu Herzen, die sich -- warum eigentlich? -- im Anhang findet und die BundeslĂ€nder nach touristischen Gesichtspunkten auflistet. Bayern ist hier nĂ€mlich eindeutig TabellenfĂŒhrer. NatĂŒrlich nur aus der Perspektive der Touristen-Ăbernachtungen. --Christian Haas Quelle:
|