Nichts findet Nicolas Vanier an den eisigen Landschaften des Nordens so anziehend wie die Reinheit. Als Beispiel nennt er den makellos weißen Schnee, die klare Luft, die unverdorbene Natur, die absolute Stille, das auf die elementaren Dinge konzentrierte Alltagsleben in der Wildnis, das er mehrmals -- auch über Monate und in Begleitung seiner Frau und seiner eineinhalbjährigen Tochter -- bewältigte. Wer Vaniers bisherige Bestseller Das Schneekind oder Die weiße Odyssee>/i> gelesen hat, der weiß, wie sehr der gebürtige Franzose bei der Konfrontation mit frostigsten Minusgraden, hungrigen Bären und einer scheinbar wegelosen Natur aufblüht. Seinem Gebot der Reinheit folgend, ist es nur konsequent, dass Vanier aus all den Bildbänden, Erzählungen und Zeitungsbeiträgen nun ein endgültiges Buch herausgibt, in dem er auf seine jahrzehntelange Nordleidenschaft und Dutzende Touren zurückblickt. Ein Edelband, in dem sich alles Wichtige seines Lebens versammelt, in der er reinen Tisch macht und in dem er noch eine Spur persönlicher wird. So verbinden sich in seinen Texten sein unerschöpflich scheinender Abenteuergeist mit tiefen Einsichten in das Verhältnis von Mensch und Natur -- philosophischer Tiefgang inklusive. Das Beste an dem grandiosen Bildband sind jedoch die großformatigen und großartigen Fotografien, die ihrerseits ebenfalls viel Reinheit vermitteln: klare Farben, eindringliche Naturgewalten, ungekünstelte Szenen, Freundschaft, Liebe. Selbst raueste Natur, gefrorene Bärte und schwierige Hundeschlittenmanöver entfalten eine grandiose Schönheit. Und Seite um Seite kann man mehr verstehen, warum Nicolas Vanier die unbekannten Eislandschaften Sibiriens, Lapplands und Kanadas so liebt und diese Liebe nicht nur seiner Tochter, sondern auch dem staunenden Leser, weiterreichen will. Das gelingt. Die Ansteckungsgefahr mit dem Nord-Virus ist während der emotionalen Lektüre auf jeden Fall sehr hoch. -- Christian Haas Quelle:
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