Kein Zweifel: Rufus Beck ist Harry Potter. Seit seiner Lesung des Bandes Harry Potter und der Stein der Weisen leiht er dem Zauberlehrling von Hogwarts seine Stimme, und seitdem ist der Schauspieler unentwirrbar mit der Rolle verwoben. Aber Beck ist mehr. Beck ist auch Potters Zauberlehrer Dumbledore, der Potter diesmal seltsamerweise abholt. Beck ist Potters Mitschüler und Widersacher Draco Malfoy, der plötzlich auch gute Seiten hat. Er ist die Drachen des Wildhüters Hagrid, die Einhörner und Kentauren, die Schlange Nagini und die Gartengnome -- und er ist das verkörperte Böse Voldemort, der im sechsten Band Harry Potter und der Halbblutprinz allerdings trotz seiner Allgegenwart zum ersten Mal nicht auftaucht. Denn Beck liest sich durchs Potter-Universum, als ob er hundert Stimmen hätte. So wird jedes Hörbuch zum polyphonen Hörspiel sondergleichen. Bei Harry Potter und der Halbblutprinz ist das nicht anders -- auch wenn man sich als Potter-Fan natürlich längst an die Begabung Becks gewöhnt hat und deshalb alles in Manchen Ohren vielleicht ein wenig nach Routine klingt. Weniger allerdings als Rowlings sechster Band der auf sieben Bände angelegten Reihe: Denn mit seiner Sprachkunst liest Beck auf immerhin 22 CDs mit einer Gesamtlaufzeit von 1346 Minuten über so manche Schwäche des Buchs hinweg. Und er schafft es, den neuen Aspekten -- in Hogwarts erwachen pubertäre Gefühle, die Welt der Zauberer (und Muggles) ist durch die Wiederkehr des absoluten Bösen noch dunkler geworden und ob Freunde wirklich Freunde sind, lässt sich bis zum Schluss nicht sagen -- wieder einen ganz unvergleichlichen Ton zu geben. So, wie sich in Harry Potter und der Halbblutprinz alles auf den Endkampf Potters gegen Voldemort vorbereitet, schafft es Beck, die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten. Man darf also gespannt sein, was ihm beim siebten und letzten Band über Potters Welt sprachlich und stimmlich so alles einfallen wird. Für Jugendliche ab 12 Jahren -- und noch besser als das Buch!-- Stefan Kellerer Quelle:
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