So saß ich, wie in einem Schraubstock gefangen, auf meinem Bürostuhl undgrübelte stundenlang vor mich hin. Wollte die Anrufe beantworten, die ichauf meinem Apparat abgehört hatte. Ich saß da und konnte nicht. Das Lächerlichsteauf der Welt Hörer abheben, Nummer wählen, warten, bis sich am anderenEnde der Leitung eine Stimme meldet. Es ging einfach nicht. Und das zurealisieren, war die reinste Folter. Unvermittelt muß der erfolgreicheFilmregisseur, der Generationen von Schweizern und Nicht-Schweizermachernmit seiner Komödie Die Schweizermacher zum Lachen gebracht hatte, erkennen,daß nichts mehr funktioniert in seinem Leben Er ist erschöpft vom mühsamenKampf um finanzielle Zuschüsse, ohne die kein Film entstehen kann, er fühltsich ausgebrannt, und das Drehbuch, an dem er jahrelang gearbeitet hat,erweist sich als unbrauchbar. Der Meister der hellen Ironie und der lächelndenKritik wird freudlos, schwermütig, düster und von Ängsten niedergedrückt.So sehr, daß ihm als einziger Ausweg der Gang in die psychiatrische Klinikbleibt. Und so beginnt er die Reise in sein Innerstes. Eine erinnerndeErkundung der familiären Vergangenheit, die ihn von der Emigration seinerjüdischen Großeltern aus Osteuropa nach Frankfurt und schließlich in dieSchweiz führt. Intensiv setzt sich Rolf Lyssy in Swiss Paradise mit seinerjüdischen Herkunft, seiner Arbeit und seiner Art, die Welt zu sehen, auseinander.Es wird ein Prozeß autobiographischer Selbstbestimmung, der durch den Terrorunvermeidlicher Schmerzen geht und durch die Mutproben der Selbstkritik,um am Ende zum Lachen und zu gelassener Heiterkeit zurückzufinden. Dernachdenkliche und gleichwohl spannende Bericht eines bekannten Künstlers,der exemplarisch zeigt, wie individuelle Geschichte und kollektives Schicksalineinanderspielen. Un ... Quelle:
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