Der wichtigste Autor französischer Kriminalromane der Nachkriegszeit ist zweifellos der 1995 verstorbene Jean-Patrick Manchette. Er gilt als der große Erneuerer des 'Polar', und das nicht ohne Grund: Wie kaum ein anderer verbindet er knappe Sprache, politisches Bewusstsein und einen völligen Mangel an Sentimentalität, und wurde dadurch zum Vorbild einer ganzen Autorengeneration. Manchette verzichtet auf ein schematisches Gut-Böse-Modell ebenso wie auf politisch eindeutige Vorgaben oder gar einen moralisierenden Erzähler. Er überlässt es seinen Lesern, aus den geschilderten Ereignissen Schlüsse zu ziehen, sich seinem Weltbild anzuschließen oder zu widersetzen. Im Distel Literatur Verlag sind innerhalb kürzester Zeit mehrere seiner Bücher in Neuübersetzungen erschienen, darunter zwei Romane um den Ex-Flic Eugène Tarpon, der versucht, sich in Paris als Privatdetektiv durchzuschlagen. Manchette überrascht hier durch seinen ungestümen, überbordenden Witz, auch wenn Tarpon selbst nichts zu lachen hat: In Volles Leichenhaus (1973) bekommt er es mit einem Pornoregisseur, durchgeknallten Linksanarchisten und einem rassistischen Bauerntölpel zu tun; in Knüppeldick (1976) bleibt er fast auf der Strecke und muss die Aufräumarbeiten der charmanten Charlotte Schultz und dem Ex-Journalisten Jean-Baptiste Hayman überlassen. Beide Romane sind noch immer eminent lesbar, und es bleibt zu hoffen, dass die Reihe Série Noire Manchette endlich auch in Deutschland zu der Popularität verhilft, die er verdient hat. --Hannes Riffel Quelle:
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