Jean-Bernard Pouy ist der zweite große Name innerhalb der Série Noire, einer neuen Reihe mit französischen Kriminalromanen im Distel Literatur Verlag. Seine Romane verbinden die lakonische Härte eines Jean-Patrick Manchette auf eigenwillige Art und Weise mit der fast schon fantastisch anmutenden Romantik eines Daniel Pennac. Die journalistische Erfahrung und der politische Scharfsinn des Autors sind allgegenwärtig und sorgen für Bodenhaftung, wenn seine skurrilen Protagonisten trotz widrigster Umstände auf ihren Überzeugungen beharren und sich entweder aus der Gesellschaft ausklinken oder sich ihr entgegenstellen. Wenn es darum geht, unaufdringlich die gesellschaftliche Bedingtheit von Verbrechen zu schildern, kann es -- seinen Kollegen Didier Daeninckx ausgenommen -- kaum einer mit ihm aufnehmen. Und Pouy schreibt stilistisch anspruchsvoll, und trotzdem klar und ohne Weitschweifigkeiten. Die Prämisse von Larchmütz 5632 ist noch eigenwilliger, als wir es selbst von diesem Autor gewohnt sind: Ein Teil der Handlung wird aus der Sicht der telepathisch begabten Kuh Momone geschildert! Die beiden Linksaktivisten Benno und Adrien haben sich auf einen Bauernhof in der Bretagne zurückgezogen und warten darauf, von ihrer Organisation geweckt zu werden. Als sie schließlich nach Paris beordert werden und immer schwierigere Aufträge erhalten, kommen ihnen bald Zweifel an der politischen Lauterkeit ihrer Bosse. Ihr verzweifelter Versuch, sich aus dieser gefährlichen Situation zu befreien, endet schließlich wieder in der Bretagne -- unter den Augen von Momone. Eine weitere unglaubliche Mischung aus finsterem Realismus und schriller Komik, voller Tempo und klug beobachteten Details. In gleicher Ausstattung ist außerdem Die Schöne von Fontenay erschienen, ein ungemein fesselnder Roman, der gleichermaßen traurig und komisch ist, realistisch und verschroben. Unmöglich? Jean-Bernard Pouy wird Sie eines Besseren belehren. --Hannes Riffel Quelle:
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