Der wichtigste Autor französischer Kriminalromane der Nachkriegszeit ist zweifellos der 1995 verstorbene Jean-Patrick Manchette. Er gilt als der große Erneuerer des 'Polar', und das nicht ohne Grund: Wie kaum ein anderer verbindet er knappe Sprache, politisches Bewusstsein und einen völligen Mangel an Sentimentalität, und wurde dadurch zum Vorbild einer ganzen Autorengeneration. Manchette verzichtet auf ein schematisches Gut-Böse-Modell ebenso wie auf politisch eindeutige Vorgaben oder gar einen moralisierenden Erzähler. Er überlässt es seinen Lesern, aus den geschilderten Ereignissen Schlüsse zu ziehen, sich seinem Weltbild anzuschließen oder zu widersetzen. Im Distel Literatur Verlag sind innerhalb kürzester Zeit mehrere seiner Bücher in Neuübersetzungen erschienen. Nach den beiden Romanen um den Ex-Flic Eugène Tarpon traut sich der Verlag mit Fatal an einen eher typischen Manchette: Eine Trickbetrügerin mischt sich unter die Oberschicht einer Kleinstadt, um hinter die schmutzigen Geheimnisse der Elite zu kommen und die Stützen der Gesellschaft erpressen zu können. Allerdings geht einiges schief und das Unternehmen endet in einem Fiasko. Der Leser kann sich weder mit der Protagonistin identifizieren noch seinem Hass auf die Reichen freien Lauf lassen -- es gibt keine einfachen Lösungen. Wer eine Vorliebe für Krimis härterer Gangart hat, sollte Fatal unbedingt in seinem Bücherschrank haben. Und es bleibt zu hoffen, dass die Reihe Série Noire Manchette endlich auch in Deutschland zu der Popularität verhilft, die er verdient hat. --Hannes Riffel Quelle:
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